Psalms 50

Text: Psalm 50,1-23 Der 50, Psalm heißt in seiner Überschrift: Ein Psalm Asaphs. Es ist dieser einer der tiefsten Psalmen, der weit in das Licht des Neuen Testaments hinein reicht, den man aber nach unterschiedlichem Grad der Einsicht unterschiedlich verstehen kann. Im nächsten, leichtesten und zu alten Zeiten brauchbarsten Sinn, hätte man an diesem Psalmen ein nachdrückliches Zeugnis gegen den aus bloßer Gewohnheit mit Unverstand getriebenen Gottesdienst, wobei kein redlicher Sinn auf GOtt, seine Beugung unter GOttes Gerechtigkeit, sein Zugang zu GOtt und seiner Gnade, seine Freude an seinem Heil ist, und da: bei dennoch viel fleischlicher Ruhm damit getrieben wird. Unter diesem Anblick hat dieser Psalm zu vielen Predigten der Propheten, die aus gleichem Grund gingen, gebraucht werden können. Mit einer weiteren Aussicht aber kann man diesen Psalm auch zwischen die Grenzen des Alten und Neuen Testaments setzen, und ihn als eine prophetische Unterweisung ansehen, wie man sich in den Anbruch und vollen Gang des Neuen Testaments schicken soll, und wie sich GOtt dabei in Gnaden und Gericht offenbaren werde. Daraus werden die künftigen Begegnisse des Volks GOttes allernächst nach den Seiten Christi in diese wichtige Anzeige gefaßt. Er wird aber Vielen den Bund stärken, Daniel 9, 27. usw. So ists nach der Hand gegangen. GOtt hat eine Woche lang nach den Zeiten Christi Vielen aus Israel den Bund gestärkt, Alles an ihnen getan, was der Bund mit den Vätern mit sich brachte, ihnen als Bundes=Kindern den ersten Antrag von dem Segen Christi tun lassen, und aus der menge derer, die den Bund mit ihrem Glauben versiegelten, den ersten Satz zur christlichen Kirche genommen. Er hat aber auch mitten in der Woche angefangen, das Opfer und Speisopfer aufzuheben. Je mehr nämlich die Predigt des Evangeliums von der ewigen Kraft des vollkommenen Opfers JEsu Christi erkannt und geglaubt wurde, desto mehr kam die Anbetung GOttes im Geist und in der Wahrheit auf, und der Opferdienst zu Jerusalem ward aufgehoben. Zuletzt aber mochte der Greuel an der heiligen Stätte, der Stadt, dem Tempel und allem Gottesdienst darin den völligen Garaus. Jetzt, nach diesen drei merklichen Aufsätzen kann man auch den vorhabenden Psalmen einteilen, wenn man ihn nämlich so in diese Grenzzeiten vorn Überschritt des Alten Testaments in das Neue setzt. Ist derselbe ein fröhliches Zeugnis davon, was GOtt allermeist beim Anbruch des Neuen Testaments durch die Verkündigung des Evangeliums von seinem Reich habe hören lassen, zum Anzeichen, daß es nun mit der Offenbarung seiner Selbst am Weitesten gekommen sei, da Er zuletzt durch den Sohn geredet, V.1-6. Bei diesem aufgegangenen Licht solle nun Opfer und Speisopfer aufhören, so, daß diejenigen, die ihr zur Wahrheit neigen, freundlich und gründlich unterwiesen werden, wie sie von Opfern ab und zur wahren Anbetung GOttes im Geist und in der Wahrheit kommen sollen, V.7-15. Da aber bei den ungläubigen Juden der Ruhm vom Gesetz, zur Verachtung des Evangeliums, immer fortgetrieben worden, und inzwischen doch die Ungerechtigkeit in allen Ständen überhand nahm, so kündigt ihnen GOtt ihren völligen Untergang an, bei nochmaliger Aufforderung zur Buße, V.16-23. Wie hat GOtt die Verachtung seines Evangeliums an den Juden heimgesucht, und gezeigt, wie Er ihren fleischlichen Ruhm und ihr Vertrauen auf das Gesetz, Tempel und Opferdienst so für nichts achte, wie hat Er ihnen ihr Haus so wüste gelassen! Wie wollen wir entfliehen, so wir die Seligkeit nicht achten die uns gepredigt wird, so wir aus JEsu Einsetzungen einen neuen Dienst im Buchstaben machen, und den Geist dabei nicht erreichen, noch uns darum bekümmern? O! daß uns der Mißbrauch des Evangeliums beim Beharren in der Ungerechtigkeit nicht noch zur Zeit der Not erst mit Schrecken müsse unter Augen gestellt werden.
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